Wohnung und Gesundheit

Wohnung + Gesundheit 102, Frühjahr 2002, S. 41-42

Wolfgang Sickert: Umfassende Hausuntersuchung als ganzheitliche Beratung [Volltextversion]

Vermutlich wurde schon bald nach der festen Ansiedlung von den Menschen erkannt, welchen Einfluss der ständige Aufenthalt an einem Ort auf sie hatte. Sie mussten auch ein Gespür dafür entwickelt haben, wie sich feste Behausungen in das natürliche Strahlungsmilieu einfügen ließen, ganz abgesehen von der Notwendigkeit, auch abseits von Flüssen und Bächen Wasser zur Verfügung zu haben.
 
Daraus entwickelte sich aus Erfahrung immer wieder bestätigtes Wissen; Jahrhunderte wurde dieser Bereich sogar einer Erfahrungs-Wissenschaft zugerechnet. Es ist bekannt, dass sich besonders die Etrusker und auch die Römer sehr intensiv mit der Auswahl, Überprüfung, Vorbereitung des geplanten Areals und der daran anschließenden harmonischen Integration von Tempeln, Siedlungen und ganzen Städten in die Landschaft beschäftigt haben. Letztlich wurden die dabei zugrunde liegenden Aspekte sicher von allen Völkern, jeweils in kulturell modifizierter Art und unterschiedlicher Technik, eingesetzt.

Ich halte es für keinen Zufall, sondern eher für eine schicksalhafte Fügung, dass sich in Europa - angestoßen durch die anhaltende Feng Shui-Welle - Menschen ihrer eigenen kulturellen Wurzeln besinnen und sich im Zusammenhang mit dem Wohnen wieder dem 'genius loci' (dem Geist bzw. der Qualität eines Ortes) widmen.

Welcher Weg ist richtig?

Gesundes Bauen und Wohnen bedingt nach meiner Erfahrung mehr als Baubiologie und Ökologie.

Ich bin weder fanatischer Gegner von Wissenschaft und technischer Errungenschaften noch unkritischer Anhänger von Esoterik, bin aber der festen Meinung, dass es legitim und sogar notwendig ist, sich aus allen verfügbaren Quellen bewusst und kritisch das Wissen herauszuarbeiten, das für einen selbst plausibel, für die eigene Entwicklung hilfreich und im Einsatz für andere wirksam ist. Es steht außer Frage, dass dies mit buchstabengetreuem Umsetzen von Feng Shui-Methoden nach einem Wochenend-Seminar nicht erreichbar ist; man sollte aber auch als Baubiologe einem Geomanten eine fundierte Ausbildung und eine veranwortungsvolle Betätigung zubilligen.

Es geht in diesem Zusammenhang für mich nicht um die Frage, Baubiologie oder Geomantie: Ich plädiere ausdrücklich für ein entschiedenes sowohl als auch. Unter welchem Titel wir auch immer unsere Dienstleistung (darin stecken "dienen" und "leisten") erbringen, der Kunde muss im Mittelpunkt stehen und hat Anspruch auf die bestmögliche Unterstützung. Nach dem Resonanzprinzip findet nach meiner Erfahrung jeder Kunde ohnehin den für ihn richtigen Berater.

Nebenbei bemerkt, wer denkt, er sei im Besitz der Wahrheit, sollte sich vergegenwärtigen, dass es immer nur "seine Wahrheit" ist. Zu großes Beharren kann dazu führen, sich selbst den Zugang zu neuen Erkenntnissen zu versperren. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es Themen gibt, die so viele Wahrheiten haben, wie es Menschen gibt.

Der Baubiologe als Begleiter

Nach meinem Verständnis sollte die Betätigung des Baubiologen bzw. des baubiologischen Messtechnikers dem Kunden dazu verhelfen, dessen Selbstheilungskräfte zu stärken oder wieder zu aktivieren, um Lebens-Weg und -Aufgabe weiter verfolgen oder wieder entdecken zu können. Ein bestmöglicher Gesundheitszustand ist hierfür eine wesentliche Basis. Dies erfordert auch beim Betroffenen eine aktive Teilnahme auf allen Ebenen.

Insofern sehe ich den Baubiologen als Therapeuten, d.h. als einen - im ursprünglichen Sinn dieses Wortes - 'Begleiter' auf einem Stück gemeinsam zurückzulegenden Weges. Und so kann es ohne weiteres geschehen, dass die Messgeräte beiseite gelegt werden und sich eine intensive Unterhaltung entwickelt, die dem Kunden manchmal mehr helfen kann als objektive Untersuchungen.

Mancher Baubiologe hat sicher schon erfahren, dass jeder Fall anders gelagert ist und erlebt, dass hie und da kleine Herausforderungen die eigene Weiterentwicklung vorantreiben. Wir sind also Teil eines Prozesses und nicht selten dürfen wir ja auch von Kunden lernen oder etwas für unser eigenes Leben Wichtiges erfahren.

Ein baubiologischer Messtechniker muss sich entscheiden, welche Mess-Parameter aus dem 'Standard der baubiologischen Messtechnik SBM' er wirklich selbst abdecken will und aus dem Angebot der 'Werkzeuge' diejenigen zusammenstellen, die für ihn am besten zu handhaben und am wirkungsvollsten anwendbar sind; dies gilt gleichermaßen auch für die Methoden der Geomantie.

Zudem ist es sinnvoll, ja sogar unerlässlich, sich der Erfahrung von Kollegen zu versichern, indem in zyklischen Abständen oder auch aus akutem Anlass Kontakt aufgenommen und gehalten wird. Erfahrungsaustausch ist in diesem Bereich mit Sicherheit keine Einbahnstraße.

Die Zusammenarbeit mit Therapeuten (Ärzte, Heilpraktiker) kann sehr effektiv, die Einbeziehung von Labors, Instituten und Vereinen (Elektrosensible, Elektrosmog-Netzwerke) hilfreich sein.

Ganzheitliche Untersuchungen

In Absprache und Übereinstimmung mit dem Kunden und in vernünftiger Einbindung in den Beratungsablauf können - im Sinne der ja immer wieder postulierten Ganzheitlichkeit - auch Aspekte des Feng Shui, des Vastu, der Geomantie, aber auch der eigenen Intuition - im Sinne von 'energetischer Arbeit' eingebracht werden. In manchen Fällen kann es wichtiger sein, herauszufinden, auf welche äußeren Störungen Menschen besonders ansprechen, welche Belastungen für sie noch zumutbar sind und was demzufolge anzuraten ist, bevor in die Messtechnik eingestiegen wird.

So richtig und wichtig es ist, schwere Hindernisse im Außen zu beseitigen, ist es meines Erachtens oft auch notwendig, die Person an sich mit einzubeziehen, denn sie selbst könnte ja - über den Anlass des Auftrages hinausgehend - ein Problem haben, das sich als bestimmend herausstellen könnte, oder sogar das Problem selbst sein. Gleiches trifft natürlich für die Menschen in der direkten Umgebung des Kunden zu. Bedeutet dies, sich anzumaßen, Psychiater zu spielen? Mitnichten.

Da die Rolle des Hausarztes - der seine Pappenheimer und deren Umfeld genau kannte und deswegen ja oft so erfolgreich "helfen" konnte - immer mehr an Bedeutung verliert, wächst dem Baubiologen, besonders in der Rolle des baubiologischen Messtechnikers, eine wichtige Aufgabe zu: Nur er kommt heute so nah an den "Patienten" heran und kann - wie es Außenstehenden ja bekanntermaßen meist viel eher möglich ist - offen und unbefangen die wirkliche Thematik/Problematik der Situation erkennen.

Umfang der Hausuntersuchung

Ich rate von der Untersuchung von Teilaspekten ab - derzeit wird hauptsächlich im Mobilfunkbereich nach reinen HF-Messungen gefragt - und empfehle grundsätzlich umfassende Hausuntersuchungen. Nach meiner Erfahrung ist es heute wichtiger denn je, alle die Bereiche, die selbst zu beeinflussen sind, in den Griff zu bekommen, als sich z.B. am Abbau oder der Verhinderung einer Antenne festzubeißen. Ich sehe meinen Beitrag darin, den Menschen gesundheitlich wirksam zu helfen und ihr Steuer- und Abwehrsystem zu revitalisieren, und Ihnen Kraftreserven und Puffer zu verschaffen, um die ständig wachsenden Beeinträchtigungen (wie z.B. UMTS, Bluetooth, Powerline) durchzustehen, oder den "Kampf" auf politischer Ebene überhaupt aufnehmen zu können.

Es ist tragisch, mit ansehen zu müssen, wie - speziell in dem Bereich Mobilfunk - Intellekt und Verstand ausgeblendet werden, das sonst übliche Betrachten und Bewerten von Aussagen nicht mehr stattfinden und oft nur noch die reine Angst regiert. Die Folge davon ist meist ein konsequent verfolgtes St.-Florians-Prinzip nach dem Motto "Verschon mein Haus, zünd andere an". Wobei in vielen Fällen der Standort der Antenne eigentlich gar keine direkte Betroffenheit bedeutet: Es findet keine differenzierte Betrachtung mehr statt, die anvisierte Antenne muss um jeden Preis verhindert oder abgebaut werden. Ich könnte mir vorstellen, dass in manchen Fällen gerade diese Einstellung psychosomatische Störungen verursacht, besonders dann, wenn die verfolgte Aktivität nicht von sofortigem Erfolg gekrönt ist.

Gedanken zur Ethik

"Angst ist ein schlechter Ratgeber" sagt schon der Volksmund, und oft ist diese eine Folge von übertrieben dramatischer, reißerischer oder falscher Information. Es liegt in der Hand des Baubiologen, den Kunden sachlich und ehrlich - aber auch individuell, gegebenenfalls also auch schonend - zu informieren und zu beraten: Wir haben ihn dort abzuholen, wo er sich befindet, und darauf sollten wir Rücksicht nehmen.

Da die Tätigkeit des Baubiologen wesentlich auf einem guten Vertrauensverhältnis der Beteiligten beruht, muss von Anfang an Klarheit herrschen: Der Interessent hat Anspruch darauf, umfassend und verständlich über Vorgehensweise, Art und Umfang der Dienstleistungen und den damit zusammenhängenden Messungen, Beratungen und Berichten, aber auch über die anfallenden Kosten informiert zu werden. Dann kommt die notwendige Offenheit und Wahrhaftigkeit zustande, die vernünftige Beratungsergebnisse ermöglicht.

Wolfgang Sickert, München
Baubiologe IBN
Baubiologischer Messtechniker IBN

P.S.: In München trifft sich regelmäßig der "Baubiologische Arbeitskreis München (BAM)". Es handelt sich um einen offenen Teilnehmerkreis aus Baubiologen, Therapeuten, Interessierten und Betroffenen; Gäste sind gerne willkommen. Interessierte wenden sich bitte an den Verfasser.


Anmerkung der Redaktion:

Baubiologie, Feng Shui, Geomantie... Das IBN wird hierzu mit sehr unterschiedlichen Auffassungen konfrontiert. Die einen fordern eine strikte Abgrenzung, die anderen die Integration im Sinne der Ganzheitlichkeit.

In seinem Vortrag "Die Zukunft der Baubiologie" anlässlich der IBN-Tagung 2000 (siehe W+G Nr. 96 oder IBN-Internetseiten Rubrik: Publikationen - Artikelsuche) hat Winfried Schneider bereits einiges zu dieser Thematik gesagt, so z. B.: "Die Zukunft der Baubiologie hängt auch davon ab, dass wir in der Lage sind, wichtige Entwicklungen frühzeitig wahrzunehmen und darauf richtig zu reagieren". Was ist also richtig? Abgrenzung oder Integration? Wir meinen, dass es einen sinnvollen Mittelweg gibt, nicht um einer Entscheidung auszuweichen, sondern um wichtigen Argumenten gerecht zu werden.

1. Die Baubiologie soll nicht spalten, sondern integrieren. Nicht jeder kann mit Erfahrungswissenschaften wie Geomantie oder Feng Shui etwas anfangen. Die Baubiologie hat sich auf einem langen, steinigen Weg Anerkennung und Vertrauen auch in konventionellen Kreisen geschaffen. Dieser überwiegend durch wissenschaftliche Arbeit erreichte Bonus darf nun nicht leichtfertig verspielt werden.

2. Die Baubiologie ist durch ihren ganzheitlichen Ansatz schwer überschaubar und überfordert deshalb bereits viele. Würde man nun noch andere Bereiche mit "ins Boot" nehmen, würde der Begriff "Baubiologie" überstrapaziert werden.

Das IBN plädiert deshalb für ein wohlgesonnenes und konstruktives Nebeneinander der verschiedenen Disziplinen. So enorm wichtig das Know-How beispielsweise um die Bauphysik, die Haustechnik oder die baubiologische Messtechnik ist, so wenig erreichen wir damit die Herzen der Menschen. Es fehlt etwas, was die Menschheit heute dringender braucht als je zuvor, nämlich die Erfassung aller menschlichen Sinne sowie die psychisch-spirituellen Aspekte, auch im Bereich Bauen und Wohnen.

Im Lehrheft "Raum-Form-Maß" des "Fernlehrgang Baubiologie" steht: "Es handelt sich vielfach um Wissen, das von alten Kulturen oft seit tausenden von Jahren überliefert ist und um dessen Erforschung und Wiederbelebung sich heute viele ernst zu nehmende Fachleute bemühen. Solange das Gegenteil der aufgestellten Thesen nicht erwiesen ist, sollte man sie nicht leichtfertig als Aberglaube oder Humbug abtun. Selbst wenn der wissenschaftliche Beweis weitgehend aussteht, fördert die kritische Auseinandersetzung mit diesen Dingen den sensiblen Umgang mit unserer Umwelt. Dies ist allemal besser, als das Festhalten an den modernen technokratischen Wissenschaften, die kaum Lösungen der globalen, selbstzerstörerischen Probleme anzubieten haben. Jeder sollte auf diesen Gebieten seine eigenen Erfahrungen machen."


 

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